Prof. Dr. Johannes Kabatek (Universität Zürich)
Seit seiner Einführung durch Peter Koch (publiziert erstmals im Jahre 1988) erfreut sich der Begriff der Diskurstraditionen vor allem im Bereich der deutschsprachigen Romanistik, aber auch weit über sie hinaus, unglaublicher Beliebtheit. Zahlreiche Aufsätze und Bücher sind seit den 1990er Jahren erschienen, ganze Kongresse wurden veranstaltet, Forschergruppen an verschiedenen Orten auf der Welt stellen diesen Begriff ins Zentrum ihres Interesses. Der Vortrag hat zweierlei zum Ziel, einerseits soll die Erfolgsgeschichte des Terminus und der damit verbundenen Inhalte kritisch nachgezeichnet werden, andererseits möchte ich meine eigene Auffassung von der „zweiten Historizität“ der Sprache, nämlich eben der mit dem Begriff der Diskurstraditionen bezeichneten Traditionalität von Texten oder Diskursen, anhand verschiedener empirischer Beispiele erläutern und diskutieren.