Die Wahrnehmungsdialektologie hat sich mittlerweile neben den anderen dialektologischen Disziplinen etabliert. Es geht ihr darum, laienlinguistische Konzepte zu den deutschen Dialekten und ihren Sprechern zu rekonstruieren.
Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien
Prof. Dr. Markus Hundt, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Die Wahrnehmungsdialektologie hat sich mittlerweile neben den anderen dialektologischen Disziplinen etabliert. Es geht ihr darum, laienlinguistische Konzepte zu den deutschen Dialekten und ihren Sprechern zu rekonstruieren. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten DFG-Projekt („Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien“, 2011-2015) wurden diese Konzepte im ganzen deutschen Sprachraum erhoben. Dabei standen folgende Fragen im Vordergrund:
- Welchen überregionalen Dialekträume kennen die Gewährspersonen im deutschsprachigen Raum und wo werden diese Dialekte verortet? (mental maps)
- Welchen kleinere Dialekträume kennen die Gewährspersonen aus ihrer unmittelbaren Umgebung (mental maps)?
- Welche sprachlichen Merkmale hören linguistische Laien aus Sprechproben heraus (perzipierte Dialektmerkmale)?
- Welche sprachliche und nicht-sprachliche Merkmale assoziieren linguistische Laien mit den entsprechenden Dialekten?
- Was denken die Gewährspersonen über die eigene Sprechweise, was über ihnen fremde Sprechweisen? Welche Vorstellungen bestehen in Bezug auf die jeweiligen Sprechergruppen (soziale Stereotype)?
- Welche sprachliche Merkmale sind für die Gewährspersonen salient? Wie nahe sind diese Merkmale an der Varietät, die die Gewährspersonen als „Hochdeutsch“ betrachten?
- Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind zu erkennen, wenn man eine Laienkarte über eine Expertenkarte legt?
Im Vortrag werden exemplarische Ergebnisse des Forschungsprojekts „Der deutsche Sprachraum aus der Sicht linguistischer Laien“ erörtert und zur Diskussion gestellt.
Markus Hundt
Markus Hundt ist Professur für Deutsche Sprachwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Projektleiter des DFG-geförderten Projekts Wahrnehmungsdialektologie.