Center for the Study of Language and Society (CSLS)

Center for the Study of Language and Society

S’Viola und s’Karin – Synchrone und diachrone Aspekte der neutralen Genuszuweisung bei Personennamen

Dienstag, 21.05.2019, 16:15 Uhr


Das Forum Language and Society ist eine Reihe von Gastvorträgen zu Themen der Soziolinguistik. Doktorierende der GSH können sich die Teilnahme als Zuhörende mit 0,25 ECTS pro Vortrag anrechnen lassen. MA Studierende der Soziolinguistik können sich nach Teilnahme an 6 Vorträgen 1 ECTS anrechnen lassen.

Veranstaltende: Forum Language and Society
Redner, Rednerin: Helen Christen (Universität Freiburg i. Ü.)
Datum: 21.05.2019
Uhrzeit: 16:15 - 17:45 Uhr
Ort: 105
Hauptgebäude
Hochschulstrasse 4
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Im Vortrag werden Ergebnisse eines trinationalen Forschungsprojektes präsentiert, das sich mit – bisher in der Forschung kaum beachteten – Genus/Sexus-Inkongruenzen bei zumeist weiblichen Personennamen in deutschen und luxemburgischen Dialekten auseinandersetzt. Das Ziel des auf vier Jahre konzipierten Projekts der Universitäten Mainz, Luxemburg und Freiburg i. Ü. besteht darin, dem System und der Funktion 'abweichender' Genusverwendung nachzugehen, neben der oft auch das Femininum existiert (d Viola, d Karin). Im Projekt geht es darum, die situative und soziopragmatische Abhängigkeit des Genusgebrauchs möglichst umfassend zu erheben und seine Funktion(en) zu verstehen.

Mithilfe eines ausführlichen Online-Fragebogens mit mehreren tausend Rückläufen in allen drei Ländern konnte in der bisherigen Forschungsarbeit erstmals das Areal dieser neutralen Namen ermittelt werden. Aus den Daten der Deutschschweizer Fragebogen lässt sich einerseits das Kerngebiet der neutralen Genuszuweisung erkennen, andererseits geben die arealen Befunde Aufschluss über die morphologische Bedingtheit der neutralen Genuszuweisung, die sich eher bei modifizierten Namen wie Heidi oder Michi als bei den Vollformen Adelheid oder Michael zeigt. Zusätzliche Befragungen an ausgewählten Orten erhellen die soziopragmatische Steuerung der Genuszuweisung und legen nahe, dass Faktoren wie Vertrautheitsgrad oder Zugehörigkeit zur Familie/zum Ort dafür ausschlaggebend sind. Nebst Ausführungen zu den synchronen Ergebnissen soll der Vortrag die Skizze eines möglichen diachronen Pfades für die Herausbildung resp. den Abbau des neutralen Genus bei Frauen- und Männernamen enthalten.