Center for the Study of Language and Society (CSLS)

Center for the Study of Language and Society

Interkulturelles Fremdsprachenlernen: Die schöpferische Kraft des Dazwischen

Dienstag, 18.10.2016, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Arnd Witte, Maynooth University

Das Forum Language and Society ist eine Reihe von Gastvorträgen zu Themen der Soziolinguistik. Doktorierende der GSH können sich die Teilnahme als Zuhörende mit 0,25 ECTS pro Vortrag anrechnen lassen.

Veranstaltende: Forum Language and Society
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Arnd Witte, Maynooth University
Datum: 18.10.2016
Uhrzeit: 18:15 - 19:45 Uhr
Ort: F -121
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Interkulturelles Fremdsprachenlernen: Die schöpferische Kraft des Dazwischen

Prof. Dr. Arnd Witte, Maynooth University

 

Die Begriffe „Interkulturell“ und „Interkulturelle Kompetenz“ sind in den letzten 20 Jahren immer mehr ins Zentrum der Fremdsprachendidaktik gerückt. Doch was genau ist deren Geltungsanspruch? Statt hier auf mehr oder weniger bekannte Modelle Interkultureller Kompetenz (oder intercultural awareness) von Bennett (1993), Byram (1997), Deardorff (2011) oder Witte (2014) einzugehen, soll in diesem Vortrag versucht werden, die darin vorausgesetzte schöpferische Kraft des Inter, des Dazwischen, hinsichtlich der Sprache und Kultur nachzuspüren. Dabei wird die Sprache nicht als autonomes System aufgefasst, das separat von der Kultur existiert, sondern als ein kulturelles Werkzeug, das die soziokulturelle Produktion von menschlichen Handlungsabläufen sowie die individuelle als auch die gemeinschaftliche Konstruktion von Bedeutungen, Normen, Haltungen und Werten generiert, strukturiert und transformiert, während andererseits Sprache und Kultur von menschlichen Aktivitäten in dialektischer Weise generiert und fortwährend beeinflusst werden.

Aus diesem Blickwinkel ist das Fremdsprachenlernen weniger auf das Erlenen des sprachlichen Systems ausgerichtet, sondern auf die Erarbeitung einer Basis grundlegender Deutungs- und Handlungsmuster, von der aus die Lernenden selbst für bestimmte fremdkulturelle Situationen die jeweils erforderlichen Deutungs- und Handlungsperformanzen ableiten können. Die Grundlage für dieses Lernen stellen die monothetisch verinnerlichten Muster und Werte der Eigenkultur dar, die jedoch in dem Prozess des Fremdsprachenlernens zunehmend ins subjektive Bewusstsein gehoben und transformiert werden.

Es ist diese Differenz des Dazwischen, sei sie intersubjektiver oder interkultureller Natur, und der Versuch, sie zu überkommen, die die schöpferische Kraft der Konstruktion des Neuen in sich bergen. Dabei repräsentiert das interkulturelle Dazwischen die produktive Sphäre genuin neuen Wissens, neuer Werte, Haltungen und Positionierungen. Sie stellt eine erhebliche Weiterführung zuvor entwickelter subjektiver Sphären intrakulturellen Dazwischens dar und provoziert eine neue Sichtweise und Haltung der fortgeschrittenen Fremdsprachenlernenden, die weder der einen noch der anderen Kultur verhaftet ist, sondern in der Sphäre des interkulturellen Dazwischen verankert ist.

Prof. Dr. Arnd Witte

Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Hannover und dem Referendariat im Sekundarschulbereich in Berlin (West) lehrte Arnd Witte als DAAD-Lektor am Bristol Polytechnic (England) und an der University of Ibadan (Nigeria). Die Erfahrung als Deutschdozent in einem kulturfernen Land stimulierte sein Interesse an interkulturellen Fragestellungen des DaF-Unterricht, die er in seiner Dissertation an der Universität Hamburg theoretisch aufarbeitete. Es folgten Dozentenstellen in German am University College Dublin und schließlich an der Universität Maynooth (National University of Ireland Maynooth), wo er als Professor of Modern Languages lehrt. Seine Publikationen beschäftigen sich mit der Vermittlung interkultureller Kompetenz im Fremdsprachenunterricht, z.B. in dem editierten Buch Intercultural Competence: Concepts, Challenges, Evaluations (2011) und der Monographie Blending Spaces: Mediating and Assessing Intercultural Competence in the L2 Classroom (2014).