Wann & Wo
Wann: 23. September 2025, 12:15-13:45
Wo: Unitobler, F-122
Sprache spielt in Gerichtsverfahren eine zentrale Rolle. Dolmetscher:innen vermitteln Bedeutung, wenn es eine Diskrepanz zwischen der Sprache des Gerichts und den sprachlichen Kompetenzen der Laienbeteiligten (Angeklagte oder Zeug:innen) gibt. In Dänemark sind jedoch die meisten Dolmetscher:innen nicht ausgebildet, und mehrere Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Qualität der Gerichtsdolmetschung niedrig ist (z. B. Rigsrevisonen 2018). Dies ist ein grundlegendes Problem für den Rechtsprozess und die Justiz. Es ist jedoch noch immer sehr wenig darüber bekannt, was in von Dolmetscher:innen vermittelten Gerichtsverfahren in Dänemark geschieht – darunter auch, wie sich Fälle sprachlich entwickeln und warum sich die Dinge auf bestimmte Weise entwickeln. In unserem Projekt zum Dolmetschen vor Gericht (Karrebæk et al. 2024, Karrebæk 2023, Karrebæk & Kirilova 2023, 2021, Karrebæk & Sørensen 2021) wollten wir beschreiben, verstehen und theoretisieren, was vor Gericht passiert, und dies auch aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Unser soziolinguistischer Ansatz deckte sich jedoch nicht mit den Interessen des Rechtssystems, das sich mit der Frage befasste, ob die Qualität des Gerichtsdolmetschens tatsächlich niedrig ist. In diesem Vortrag werde ich Beispiele für unsere Erkenntnisse vor Gericht vorstellen, sie mit größeren gesellschaftlichen Diskussionen über das Gerichtsdolmetschen in Verbindung bringen und diskutieren, wie und warum wir uns schließlich mit dem Begriff „Qualität” beschäftigt haben.