Gastvorlesungen

Diese Gastvorlesungen sind Teil des SLS Forums. Eingeschriebene MA- und PhD-Studierende erhalten 0,25 ECTS für die Teilnahme.

Anmeldungen sind über KSL möglich.

Language Ideologies and Courtroom Interpreting: What does 'Quality' mean?

mit Prof. Dr. Martha Karrebæk

Wann & Wo

Wann: 23. September 2025, 12:15-13:45

Wo: Unitobler, F-122

 

Sprache spielt in Gerichtsverfahren eine zentrale Rolle. Dolmetscher:innen vermitteln Bedeutung, wenn es eine Diskrepanz zwischen der Sprache des Gerichts und den sprachlichen Kompetenzen der Laienbeteiligten (Angeklagte oder Zeug:innen) gibt. In Dänemark sind jedoch die meisten Dolmetscher:innen nicht ausgebildet, und mehrere Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Qualität der Gerichtsdolmetschung niedrig ist (z. B. Rigsrevisonen 2018). Dies ist ein grundlegendes Problem für den Rechtsprozess und die Justiz. Es ist jedoch noch immer sehr wenig darüber bekannt, was in von Dolmetscher:innen vermittelten Gerichtsverfahren in Dänemark geschieht – darunter auch, wie sich Fälle sprachlich entwickeln und warum sich die Dinge auf bestimmte Weise entwickeln. In unserem Projekt zum Dolmetschen vor Gericht (Karrebæk et al. 2024, Karrebæk 2023, Karrebæk & Kirilova 2023, 2021, Karrebæk & Sørensen 2021) wollten wir beschreiben, verstehen und theoretisieren, was vor Gericht passiert, und dies auch aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Unser soziolinguistischer Ansatz deckte sich jedoch nicht mit den Interessen des Rechtssystems, das sich mit der Frage befasste, ob die Qualität des Gerichtsdolmetschens tatsächlich niedrig ist. In diesem Vortrag werde ich Beispiele für unsere Erkenntnisse vor Gericht vorstellen, sie mit größeren gesellschaftlichen Diskussionen über das Gerichtsdolmetschen in Verbindung bringen und diskutieren, wie und warum wir uns schließlich mit dem Begriff „Qualität” beschäftigt haben.

Emotionen zwischen Erbe und Zukunft: Erste Erkenntnisse zu Spracheinstellungen von Sprecher*innen zwier Typen von Heritage Languages im Vergleich am Beispiel des Obersorbischen und Polnischen in Deutschland

mit Franziska Möller

Wann & Wo

Wann: 16. Oktober 2025, 16:15-18:00

Wo: Unitobler, F002

Bounding and Openings: Language, Agency, and Inequality on Copacabana Beach

mit Rosina Márquez Reiter

Wann & Wo

Wann: 21. Oktober 2025, 16:15-17:45

Wo: Unitobler, F005

 

Dieser Vortrag stützt sich auf Video-Ethnografie, um die alltäglichen Arbeitspraktiken von ambulanten Verkäufern entlang des Copacabana-Strandes genauer zu untersuchen. Er untersucht, wie diese Arbeiter taktische Handlungsfähigkeit (de Certeau 1984) ausüben, während sie die restriktiven physischen und sozialen Grenzen des Strandes bei der Ausübung ihres Lebensunterhalts aushandeln. Die Analyse führt den Begriff des „Bounding” ein – verstanden als situative Navigation sozialer und materieller Grenzen – und bedient sich der Metapher der „Fresta” („Zwischenraum”), um die kreativen Möglichkeiten zu erfassen, die die Verkäufer in Echtzeit nutzen.

Indem die Studie nachzeichnet, wie die Verkäufer ein Repertoire an Kommunikationsmitteln einsetzen, zeigt sie, wie sie mobile, visuelle, materielle und verbale Modalitäten aufeinander abstimmen, um ihre Sichtbarkeit für potenzielle Kunden zu erhöhen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der öffentlichen Ordnungskräfte zu verringern. Die Ergebnisse heben das Zusammenspiel von aufeinanderfolgenden und sich überschneidenden Handlungsweisen hervor und zeigen, wie diese Praktiken an die sich verändernden räumlich-zeitlichen Bedingungen der Arbeit am Strand angepasst werden.

Damit leistet der Vortrag einen Beitrag zur Debatte über Sprache und Handlungsfähigkeit, indem er aufzeigt, wie multimodale Kommunikationspraktiken als Instrumente dienen, um systemische Ungleichheiten zu konfrontieren und zu umgehen.

 

Constructing "Bornholm"

mit Marie Maegaard

Wann & Wo

Wann: 27. Oktober 2025, 10:15-12:00

Wo: Unitobler, F012

 

Das Konzept des Ortes wird zunehmend zum Gegenstand theoretischer Debatten, und Trends innerhalb der Soziologie und Sozialgeografie betrachten den Ort sowohl als Ergebnis historischer Prozesse als auch als situative Errungenschaft sozialer Akteure (Cresswell 2004, Massey 1995, Tuan 1991). In Bezug auf die Sprache bedeutet dies, dass sprachliche Praxis den Ort nicht nur widerspiegelt, sondern auch definiert oder konstruiert (Britain, 2010, 2013, Johnstone, 2011). Folglich ist die Bedeutung eines Ortes weder über die Zeit noch über Individuen oder Gemeinschaften hinweg stabil, und die sprachlichen Praktiken von Menschen, die in gewisser Weise eine Bindung an den Ort beanspruchen, können ähnlich sein oder auch nicht. Diese Komplexität des Ortsbegriffs macht es für Soziolinguist:innen und Dialektolog:innen zunehmend schwieriger, die Bedeutung von Orten mit traditionellen Methoden zu „messen”, weshalb der Einsatz ethnografischer Methoden immer häufiger geworden ist. In diesem Vortrag stelle ich die sprachwissenschaftliche ethnografische Arbeit vor, die ich und meine Kolleg:innen im Laufe der Jahre mit Schwerpunkt auf der kleinen dänischen Insel Bornholm durchgeführt haben (Maegaard et al. 2020, Maegaard & Karrebæk 2019, Karrebæk & Maegaard 2017, 2024). Der Vortrag kombiniert Theorien und Methoden aus verschiedenen Bereichen der Soziolinguistik, insbesondere der linguistischen Ethnographie, Dialektologie und semiotischen Landschaftsforschung, um Einblicke in Prozesse der Ortsbildung auf der Insel und anderswo zu geben, an denen sowohl Einheimische aus Bornholm als auch Tourist:innen und Restaurantgäste beteiligt sind, die alle auf unterschiedliche Weise an der Konstruktion von „Bornholm” mitwirken. In dem Vortrag diskutiere ich, wie „Bornholm“ durch verschiedene semiotische Ressourcen indexiert wird: Dialektfragmente, Fotos, schriftliche Namen von Gerichten auf einer Speisekarte, mündliche Erzählungen, eine Flagge, spezielle Gläser mit sandgestrahlten Bildern und vieles mehr, je nach Kontext. Darüber hinaus ändert sich die Bedeutung von „Bornholm“ sowohl mit dem Maßstab als auch mit dem Kontext. Ich beginne den Vortrag auf der Insel Bornholm mit einem Fokus auf die lokale Jugend und beende ihn in einem kleinen Restaurant in Brooklyn, New York City, wo (hauptsächlich) amerikanische Gäste einen „Bornholmer Abend“ genießen.

Grenzräume und Hybridität: Sprachkontaktphänomene an der deutsch-polnischen Grenze

mit Barbara Jańczak

Wann & Wo

Wann: 6. November 2025, 16:15-18:00

Wo: Unitobler, F002

Queer Voices - Stimme, Geschlecht und Sexualität

mit Lars Sörries-Vorberger

Wann & Wo

Wann: 18. November 2025, 16:15-17:30

Wo: Unitobler, F-105

 

Wie klingen schwule Stimmen? Worum handelt es sich bei femininen Merkmalen einer Stimme und was vermitteln uns trans Stimmen für unser Verständnis von Geschlecht?

Der Vortrag beleuchtet das Verhältnis von Stimme, Geschlecht und Sexualität aus einer soziophonetisch-queerlinguistischen Perspektive. Ausgangspunkt ist ein Überblick der bisherigen Forschung, die – vor allem im Vergleich zum englischsprachigen Raum – für das Deutsche begrenzt ist. Der Fokus des Vortrags liegt zum einen auf der Konstruktion stereotyper schwuler Stimmen (vgl. Vorberger 2024, Sörries-Vorberger i. E.) und zum anderen auf ersten Erkenntnissen zu trans Stimmen im Deutschen. Dabei werden neben inhaltlichen und methodischen Fragen auch Implikationen für wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse zu Stimme, Geschlecht und Sexualität diskutiert.

Living in a Concrete Jungle: The Social Semiotics of Urban Greenery

mit Laura Imhoff

Wann & Wo

Wann: 1. Dezember 2025, 10:15-11:30

Wo: Unitobler, F012

 

Als Beispiele für die Produktion öffentlicher „grüner Narrative“ (Kosativa, 2023) gewinnt die Ästhetisierung urbaner Räume als Teil der „Natur“ zunehmend an Bedeutung. In diesem Vortrag werde ich zeitgenössische Umsetzungen urbaner Flora und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Schaffung scheinbar nachhaltiger Räume untersuchen. Indem ich mich mit der semiotischen Dimension städtischer Bepflanzung befasse, möchte ich die semiotische Landschaftsforschung erweitern und einen Beitrag zu Studien über Umweltdiskurse leisten. Der empirische Schwerpunkt meiner Präsentation liegt auf Daten, die ich während meiner Feldforschung in fünf deutschen Städten gesammelt habe und die ich mit multimodalen Werkzeugen aus der sozialen Semiotik analysiere; die Analyse stützt sich auch auf Perspektiven aus dem breiteren interdisziplinären Feld der Umweltwissenschaften. Konkret gliedere ich meine Analyse nach drei Arten, wie Flora typischerweise im städtischen Raum realisiert wird: (1) Bilder von Flora, (2) Plastikpflanzen und (3) organisches Grün. Letztendlich untersucht diese Studie, inwieweit diese mit Flora verbundenen Orte Nachhaltigkeit rahmen und visualisieren, indem sie die Natur auf idealisierte und oft ästhetisierte Weise nachahmen.

 

Bio

Laura Imhoff ist Doktorandin am Institut für Anglistik an der Universität Duisburg-Essen. Zuvor studierte sie Soziologie und Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf Diskurse zum Klimawandel und die Semiotik (un)nachhaltiger Ortsgestaltung.

De la Belgique à la Suisse en passant par la France: Petit parcours cartographique des régionalismes du français

mit Mathieu Avanzi

Wann & Wo

Wann: 4. Dezember 2025, 10:15-12:00

Wo: Unitobler, F-121

Phonetic features of multiethnolectal youth language

mit Marie-Anne Morand

Wann & Wo

Wann: 16. Dezember 2025, 14:15-16:00

Wo: Unitobler, F004

Webinar Serie: Conversations on Language Policy in Africa

mit Djouroukoro Diallo

Publishing with Language Policy in Africs (LPIA) geht über das bloße Bereitstellen von Artikeln hinaus. Es bedeutet auch, mit der Öffentlichkeit in einen Dialog über diese Artikel zu treten. Unsere Webinar-Reihe bietet den Autoren der Zeitschrift die Möglichkeit, ihre Arbeiten einem internationalen Publikum aus Fachkollegen und Kollegen vorzustellen, die sich für sprachliche Fragen sowohl auf akademischer als auch auf soziokultureller Ebene interessieren. Diese Webinare fördern neue Synergien, inspirieren zu zukünftigen Projektideen und regen zur Vernetzung an.

 

Das erste Webinar findet am Freitag, den 3. Oktober 2025 um 16:00 CEST statt. 

Die erste Referentin ist Caroline Story von der Texas State University, die ihren Artiel "Postcolonial Language Imperialism in Africa - The Latter-day Saints Missionary Program" vorstellen wird. Sie wird untersuchen, wie und warum Missionare darauf trainiert werden, ihre Arbeit in bestimmten Sprachen und nicht in anderen zu verrichten.

Die Sitzung wird von Djouroukoro Diallo von der Universität Bern moderiert. 

 

Webinar Programm:

  1. 3. Oktober 2025 - Caroline Story - Anmeldung hier
  2. 7. November 2025 - Menzi Thango
  3. 9. Januar 2026 - Yassine Boussagui, Yamina El Kirat El Allame
  4. 6. Februar 2026 - Elvis ResCue, David Dankwa-Apawu, Yvonne Agbetsoamedo
  5. 6. März 2026 - Kenneth Oboriah
  6. 10. April 2026 - Sali Mufwene

 

Sticker Conference

Department of English und Instituto de Lengua y Literaturas Hispánicas

Wann & Wo

6. November 2025, 9:45-14:45, Raum S201, UniS

7. November 2025, 10:50-16:15, Raum 501, Hauptgebäude

 

Am 6. und 7. November 2025 veranstalten das Department of English und das Instituto de Lengua y Literaturas Hispánicas eine zweitägige „Sticker-Konferenz”. Die Konferenz umfasst Vorträge von Wissenschaftlern der Universität Bern und anderer europäischer Universitäten.
Sticker können zur Schaffung von Bedeutung verwendet werden und tragen so zur sprachlichen und semiotischen Landschaft bei. Neben der Soziolinguistik befassen sich auch die Kommunikationswissenschaft und die Sprachanthropologie mit dieser neuen Medienform, die die klare Trennung zwischen Online- und Offline-Welt in Frage stellt.

Masterstudierende können für die vollständige oder teilweise Teilnahme an der Veranstaltung ECTS-Punkte erhalten.

 

 

 

 

Gastvorlesungen-Archiv

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